Hire & Fire

-Hard Facts

Der Versorger recherchierte Hintergründe zu Hire & Fire. Astrid Esslinger führte Gespräche mit Gewerkschaft, Friedenswerkstatt und Attac, einem internationalen Netzwerk, das Gegenstrategien zu den Methoden einer globalisierten Wirtschaft entwickelt.

ANGST UND UNSICHERHEIT AM ARBEITSMARKT

Die Schwachen müssen sich verändern oder sterben., fordert der Daimler-Chrysler-Vorsitzende Robert J. Eaton im Juli 1999 bei einem Kolloquium der Alfred-Herrhausen-Gesellschaft mit dem Motto Der Kapitalismus im 21. Jahrhundert.

Wie schaut angesichts solcher Postulate die Stimmung auf dem Arbeitsmarkt aus? Der Versorger hörte sich in Gewerkschaftskreisen um:

Ein Beispiel, ein Arbeitnehmer erleidet einen Arbeitsunfall, im Krankenhaus besucht ihn sein Chef und erklärt ihm, er habe ihn bei der Krankenkasse abgemeldet. Dafür gibt es keine rechtliche Grundlage, aber bei 8 von 10 Fällen kommen heute Arbeitgeber mit diesen Methoden durch. Grund dafür ist ein Klima der Angst und Unsicherheit, das bewusst propagiert wird, und das den Arbeitnehmern das Selbstvertrauen nimmt, auf ihre Rechte zu pochen.
ANGST UND UNSICHERHEIT AM
ARBEITSMARKT

Die Schwachen müssen sich verändern oder sterben. fordert der Daimler-Chrysler-Vorsitzende Robert J. Eaton im Juli 1999 bei einem Kolloquium der Alfred-Herrhausen-Gesellschaft mit dem Motto. Der Kapitalismus im 21. Jahrhundert.

Wie schaut angesichts solcher Postulate die Stimmung auf dem Arbeitsmarkt aus? Der Versorger hörte sich in Gewerkschaftskreisen um:

Ein Beispiel, ein Arbeitnehmer erleidet einen Arbeitsunfall, im Krankenhaus besucht ihn sein Chef und erklärt ihm, er habe ihn bei der Krankenkasse abgemeldet. Dafür gibt es keine rechtliche Grundlage, aber bei 8 von 10 Fällen kommen heute Arbeitgeber mit diesen Methoden durch. Grund dafür ist ein Klima der Angst und Unsicherheit, das bewusst propagiert wird, und das den Arbeitnehmern das Selbstvertrauen nimmt, auf ihre Rechte zu pochen.

Ein Grundproblem ist die Individualisierung der Arbeitsmärkte.

Kollektive Sicherungssysteme werden von der neoliberalen Wirtschaftspolitik massiv in Frage gestellt und bewusst zerstört, siehe Krankenversicherung, Pensionsversicherung, Kollektivverträge, etc. Jeder muss für sich selbst etwas aushandeln, sein eigenes individuelles Sicherungssystem finden.

Auf gesetzlicher Ebene wird der Arbeitnehmerschutz ausgehöhlt. Die Gesetzeslage ist nicht so klar, sie passt sich den Marktverhältnissen an. Erkennbar ist das durch die Änderung im Behördenwegweiser der Bundesregierung im Internet (www.help.gv.at), wo die Arbeitsverträge von Regierungsseite nach Unternehmerwünschen vorgegeben werden. Die Auslegungspraxis herrschender Gesetze wird zum Nachteil der Arbeitnehmer geändert oder es werden ohnehin Gesetzesnovellierungen vorgenommen (Abschaffung der Urlaubsentschädigung, Arbeitszeitrecht für Jugendliche usw).

Von staatlicher Seite wird Druck über die Arbeitslosenpraktiken gemacht. Wieder ein Beispiel, ein Arbeiter mit 129.- ATS Stundenlohn wird entlassen, weil sein Produktionszweig eingestellt wird. Am ersten Tag seiner Arbeitssuche muss er, auf Druck des AMS, einen Job mit einem Stundenlohn von 82,- ATS annehmen, sonst fällt er aus der Arbeitslosen. Das, obwohl er während seiner langjährigen Arbeitszeit die Arbeitslosenversicherung für 129.- ATS eingezahlt hat. Er findet 3 Wochen später ohne Unterstützung des AMS einen angemessenen Job. Auf Grund eines Verfahrensfehlers wird ihm Monate später rechtgesprochen.

Das heisst, der Arbeitssuchende wird der Möglichkeit beraubt, seine Marktposition auszuspielen. Obwohl zur Zeit in OÖ Arbeitskräftemangel herrscht, muss er das erstbeste bzw. -schlechteste Angebot annehmen.

Das gilt für gesunde, ausgebildete Arbeitskräfte, die anderen ......... schickt man in die Wüste.

Weitere Verunsicherungstaktiken sind kurzfristige Arbeitsverhältnisse, Leasingverträge, scheinbar Selbständige, die ihre Aufträge von einer einzigen Firma bekommen, damit total abhängig sind, aber keinerlei Schutz eines Beschäftigungsverhältnisses haben.

In den Betrieben, wo produziert wird, gibt es keine Ansprechpartner mehr für die Arbeiterschaft. Der Chef hat nichts mehr zu sagen. Er ist weisungsgebunden und muss eine Vorgabe erfüllen, die wird nicht diskutiert. Die wesentlichen Entscheidungsträger sind nicht greifbar, Investmentgruppen, shareholder, im Ausland. Der Interessensgegensatz ist nicht mehr erlebbar. Auch bei Klein-und Mittelbetrieben, in denen Chef und Eigentümer noch eine Person ist, ist der Einfluss des Finanzmarktes gross. Der Chef muss tun, was ihm die Bank sagt, sonst bekommt er keinen Kredit.

Gesprächsprotokoll Alois Stöger, Sekretär der Gewerkschaft Metall, Linz

24. 5. 2001