Peter Androsch ist Komponist und lebt in Linz. Er hat sich vor kurzem einen Internetanschluß über servus.at zugelegt. Der Versorger wollte wissen, was ein zeitgenössischer Komponist (Oper, Konzert-, Theater-, Ballettmusik, etc.) mit dem Internet macht und wie es seine Arbeit beeinflußt.
- was hat dich dazu bewogen servus.at
auszuwaehlen?
Androsch: Aus Solidarität bin ich mit der Stadtwerkstatt, wenn auch lose, schon seit ihrer Gründung verbunden. Die Stadtwerkstatt versuchte von Anfang an die Rolle eines gesellschaftlichen Barometers zu spielen, kritische Distanz zu politischen und ökonomischen Machtblöcken zu bewahren. Ihre Entwicklung zu einem Cluster zur Veröffentlichung (neuer) Medien halte ich für äußerst wichtig. Dahinter steht die Überzeugung, daß jedes Mittel, das öffentlichen Raum schafft und definiert, allen gesellschaftlichen Schichten zur Verfügung stehen muß. Aus den gleichen Gründen unterstütze ich Radio FRO.
Gleichzeitig konnte ich durch Freunde immer wieder Einblicke in das Stwst-, FRO- und Servus-Leben erhaschen. Fadi bestätigte mir auch, daß servus.at ganz gut funktioniert. Den Anlaß, endlich einen Internet-Anschluß anzuschaffen, gab jedoch meine Freundin. Immer mehr Menschen aus der Kunst und Kulturszene hatten herausgefunden, daß sie mich über ihre e-mail-Adresse erreichen konnten. Das endete damit, daß von 20 e-mails an ihre Adresse 18 für mich bestimmt waren. Da war es dann genug.
- wirkt sich die beschaeftigung mit neuen kommunikationsmoeglichkeiten auf deine kuenstlerische taetigkeit aus?
Androsch: Da ich den Anschluß erst drei Monate habe, kann ich mögliche Auswirkungen noch nicht abschätzen. Es wurde manches bequemer und schneller. Prinzipiell stehe ich aber jeder Euphorie über die neuen Medien sehr distanziert gegenüber.
- die musikindustrie verklagt ja derzeit jedwede musiktauschboersen mit dem argument, hunderte milliarden durch diese boersen zu verlieren. im gegenzug steigen aber die einnahmen der musikindustrie kontinuierlich. wie siehst du diesen offensichtlichen gegensatz?
Androsch: Geltendes Recht durchzusetzen hat prinzipiell mit den Einnahmen der Musikindustrie gar nichts zu tun. Urheberrechte sind ausnahmslos bei allen Anwendungen eines Werkes zu schützen. Die Abgeltung der Urheberrechte ist eine zentrale Einnahmequelle von Künstlern, die mit Musik arbeiten. Produktionsfirmen, die nicht billige, digitale Produktionsmethoden nützen können, erleiden Einnahmenverluste, die weitere z.B. Orchesterproduktionen erschweren. Alles Produzierte, das den üblichen Methoden der Produktion entspricht, also gesetzliche und gewerkschaftliche Regeln einhält, wird teuer: Die Musiker, die Sänger, der Chor, der Dirigent sind abzugelten, der Aufnahmesaal zu bezahlen, die Urheber abzugelten. Der über Jahrzehnte erkämpfte Fortschritt, daß die Beteiligten würdig abgegolten werden müssen, wird durch Tauschbörsen u. ä. unterlaufen. In anderen Wirtschaftsbereichen nennt man solche Vorgänge Lohndumping.
Es ist daher nicht nachvollziehbar, weshalb die Nutzung künstlerischer Produkte nur in einem Medium, dem Internet, kostenfrei sein soll. Das geltende Urheberrecht schützt besonders die Interessen kleiner Produzenten wie mich. Daher bleibt die kostenlose Nutzung künstlerischer Produkte - ohne Einwilligung der Rechteinhaber - Diebstahl.
Wenn erkannt wird, daß der gesellschaftliche Einfluß der Musikindustrie zu groß ist, dann muß dieser Einfluß durch Kartellgesetzgebung eingeschränkt werden. Die beiden Bereiche zu verquicken, ist unpolitisch und kurzsichtig gedacht.
- wirst du deine homepage hauptsaechlich zur praesentation deiner person/werke benuetzen oder planst du spezifische projekte rund ums internet?
Androsch: Wenn ich es jemals schaffe, meine Homepage zu basteln, wird sie hauptsächlich eine Informationsmöglichkeit über meine Arbeit sein. Weiteres kann ich noch nicht absehen.
- Deine 5 webseiten-empfehlungen:
Androsch: Einstweilen habe ich mir erst eine genau angeschaut, die jedoch für Liebhaber Neuer Musik zu empfehlen ist (Tip von Fadi):