2. ZWISCHENSPIEL" verzauberter (mit Bannspruch belegter) Mythos"
3. "GRENZEN" (kulturell-topologischer Aspekt des Konzepts)
4. "WIRKLICHKEITEN UND ILLUSIONEN" (wahrnehmungs- und werteverändernder Aspekt des Konzepts)
A. Vorzeit: Der Nibelungenmythos
1) Der Schatz ist ein Haufen von Gold-"belongings", gesammelt in der ganzen Welt, aufbewahrt an einem geheimen Ort. Die riesige Menge Gold ist eine magisch materialisierte Idee von "Zufriedenheit", "Glück" und "Macht". Dieser von Zwerg Alberich verzauberte magische Überfluß verwandelt sich aber in unheilvollen Reichtum, welcher jedem Besitzer des Nibelungenschatzes Unglück bringt.
2) Was bedeutet nun, die Verzauberung des Nibelungenschatzes zu lösen?
Die Gold-"belongings", zuvor sinngemäß verwendet, wurden von ihrem gewohnten Ort enfernt und mit Gewalt zu einem riesigen, nutzlosen Berg gehäuft. Jedes einzelne "belonging" lebt nicht mehr sein eigenes Leben, sondern ist gefangen.
Die Verzauberung des Schatzes aufzuheben heißt nun, den riesigen Haufen in der ganzen Welt zu verstreuen und jedes einzelne "belonging" an seinen historischen Platz zurückzubringen, um jedem davon die Gelegenheit zu geben, wieder von Menschen gebraucht zu werden. Und diese "belongings" werden die "New Belongings" werden.
B. Vergangenheit: 1945
2) Was heißt nun, den Bann, der über dem "Schatz" der Einheit liegt, zu brechen?
Das heißt: Rückgabe der Freiheit und der Rechte auf freie Entscheidungen an ihre Ursprünge, nämlich an jede einzelne Person. Denn nur eine wohlwollende, freiwillige Union kann der wahre "Schatz" sein.
2) Was heißt es nun, den Zauber, der auf dem Schatz des Wissens liegt, aufzulösen ?
Das heißt, Wissen an seine Ursprünge zurückzugeben - an jeden einzelnen Menschen. Das bedeutet, nicht nur ein globales System von Verbreitung und Gebrauch von Information zu errichten. Es ist notwendig, die Essenz persönlichen Wissens der vergemeinschaftlichten, gesichtslosen Information zurückzuerstatten sowie den Menschen die Möglichkeit darauf basierender persönlicher Handlungen wiederzugeben.
1) Der Mythos über die Nibelungen, ebenso wie sein Inhalt - der verwunschene Schatz - stellt sich in der Geschichte der Menschheit als verzaubert heraus. Er bringt jenem Menschen Unglück , der sich als sein einziger und ausschließlicher Besitzer betrachtet, so zum Beispiel jenem, der seine einzig gültige Interpretation anstrebt, die "Wahrheit des Mythos". Totatlitäres Denken, ein Verständnis, das keine Vielfalt in der Interpretation zuläßt, Homogenität und Gleichmachung der Mythos-Metapher-Metamorphose verwandeln ihn in eine LEHRE.
2) Was heißt nun, den Mythos und die Nibelungen-Mythologie als Ganzes zu "entzaubern"?
Es bedeutet, keinen Anspruch auf exklusives und einzig gültiges Verstehen des Inhalts zu erheben, sondern vom gesamten Spektrum ganz und gar unterschiedlicher aber gleichwertig zulässiger Interpretationen auszugehen. Dann wird der Mythos eine QUELLE PERSÖNLICHER AUSLEGUNG.
Jede Brücke ist ein Versuch, Grenzen zu überschreiten, sich selbst auf der anderen Seite wiederzufinden, wo alles vollkommen anders ist als "zu Hause".
Jede Grenze reizt und provoziert zu Überschreitung.
Diese Situation ist ein potentieller Konflikt. Wie kann er jeden Tag aufs neue gelöst werden? Warum überschreite ich die Grenze und betrete ein anderes Territorium? Möchte ich neue Qualitäten in mir selbst schaffen, oder möchte ich mir auf diese Weise anderer Menschen Eigentum aneignen? Und was heißt Eigen-tum? Und was ist "meines"? Es gibt unzählige Grenzen, aber sie werden dennoch nicht unendlich.
4. "WIRKLICHKEITEN UND ILLUSIONEN"
Hier-und-Dort Realitäten.
Der Name der Nibelungen (Nibelunge, Niflunger) steht in Verbindung mit Nebel (dt.: "Nebel"), Finsternis, der "anderen" Welt (altspan.: hiflheim "die Welt der Dunkelheit", "die andere Welt"). Dies bedeutet, daß die Schätze der Nibelungen nur jenseits einer weiteren Grenze liegen, an einem anderen Ort, dort. Und hier ist nur ihr Schatten, ihre Erscheinung, ihre Projektion, ihre Illusion. Dort bringen sie Zufriedenheit, Macht und Glück und hier ist es nichts anderes als ein Haufen von Gold.
Welche der beiden Realitäten ist verzaubert? Und welche ist wirklicher?
Was ist das Gute an wiederkehrenden technogenen Illusionen?
Gut ist, daß im Moment ihrer Erscheinung viele vorangehende und bereits gewohnte Illusionen deutlicher werden. Das eröffnet Möglichkeiten, sich von der ganzen Reihe von Illusionen zu entfernen.
Deshalb bedeutet, jedermanns Existenz zu entzaubern, alle sozio-kulturellen Realitäten als alte Illusionen zu sehen.
Das Projekt "Nibelungen - NewBelungen - New Belongings" ist dem gewidmet: mit Hilfe der neuen Medien den Weg zurück anzutreten - in Richtung unserer grundlegenden virtuellen Realität. "Hinaufgehen in einem Treppenhaus, das hinunterführt." Das ist die Interpretation für das 20. Jahrhunderts von der Formel des Hermes Trismegistos: "Was oben ist, ist unten".