Nachlese zum Gespräch mit Univ. Prof. Lilli Licka (Landschaftsplanerin) am 17.10.03 im transpublic.
Von Peter Arlt
Geschlechtssensible Parkgestaltung
Wir sind davon abgekommen unsere planungen frauenspezifisch zu nennen, weil fragen:
wie man den raum überblicken kann, an welcher stelle man ihn betritt, wie früh man den
austritt aus dem raum erkennen kann, - dass ist ja etwas, was für alle gleich ist: ob
das kinder, männer, frauen sind spielt da keine rolle.
Der st.johann-park war ein wettbewerb, der unter dem motto geschlechtssensible
parkgestaltung ausgeschrieben war. Im vorfeld hat es dazu untersuchungen gegeben über
die unterschiedliche aneignung und präsenz von mädchen und buben, also um die
altersgruppe zwischen 8 und 14, weil ab 16 gleicht es sich eher wieder aus. Aber
zwischen 8 und 14 ist eine extreme dominanz der buben. Sobald die mädchen in die
pubertät kommen, so ab 10, verschwinden sie aus dem äffentlichen raum. Da gibt's
natürlich unterschiedlichste ursachen und das hat mit einer gestaltung nur sehr
bedingt etwas zu tun. Wir haben beim wettbewerb dann versucht, möglichst wenig
männlich definierte aktivitätsräume zu schaffen, sprich fußball. Es hat da zb.
einen fußballkäfig gegeben und den haben wir entfernt. Ganz banal.
Uns ging es darum, dass mehrere gruppen nebeneinander platz haben, dass es eine
subtile unterteilung des parks gibt, die es zuläßt, wenn ein platz besetzt ist,
dass es dann noch eine andere platzmöglichkeit gibt, die im grunde die gleichen
qualitäten hat und sich abstecken läßt. ... die frage war, wie man es schafft,
mehrere gleichwertige räume anzubieten.
Wir haben das dort mit so kleinen, 2x3m großen holzinseln gelöst, die kristallisationspunkt
sind, wo eine gruppe dann entweder drauf picknickt oder ihre jacken drauflegen
kann, wenn sie fußballspielen, manche tun auch ihre hunde da drauf füttern, es
ist oft ganz absurd was da passiert. Es sind also kleine inseln, die man besetzen
kann und das umfeld der insel gehört dann quasi dazu. Es gibt da keine fläche,
die eine begrenzung aussen herum hat, es ist die mitte, die besetzt werden kann.
Und wenn eine mitte besetzt ist, gibt es eben woanders noch eine andere mitte,
die auch besetzt werden kann. Das war der ansatz dort. Als ersatz für das fehlende
fußballfeld gibt es eine rasenmulde, die bis zu einem gewissen teil als ballfang
fungiert und auch wieder einen teilraum darstellt. Der park an sich ist ziemlich
offen. Es gibt eine riesige wiese. ... es war uns wichtig, dass die fläche nicht unterteilt wird,
für die verschiedenen gruppen, wobei natürlich bei den kleinkindern schon eine
sandkiste ist. aber diese großzügigkeit zu erhalten war uns wichtig.
Wichtig war uns auch eine transparenz zum gürtel hin - im gegensatz zu den anderen
wettbewerbsprojekten, die sich gegen den gürtel mit bäumen abschotten wollten.
Bei uns wird die fläche größer und der ganze park bekommt mehr licht und es gibt eine
sichtverbindung auch zu den fußballkäfigen in der gürtelmitte.
...
Es hat damals zwei gewinner gegeben mit komplett verschiedenen lösungsansätzen.
Also wie man mädchen mehr präsenz ermöglichen kann. Es gibt da auch
soziologische untersuchungen von bernard und schlaffer und da kommt
u.a. heraus, dass mädchen gern zwischenzonen benutzen. Nicht eindeutig
definierte räume und wo das raumaneignen nicht zugleich eine machtdemonstration
ist, wo man sich nicht deklarieren muß. Die schlußfolgerung war, dass man
solche zwischenzonen schaffen sollte. Daran glauben wir nicht. Wir glauben
eher, dass es eine frage von vorbildern ist zb. auch eine frage von regelnden
eingriffen von anderen, die es erlauben. Wir glauben, dass dieses phänomen,
dass sie am rand sind und vom rand beobachten, eines ist, dass zwar auftritt,
aber nicht geschlechtsspezifisch ist. – es gibt da keine einheitliche sicht der dinge. ...
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