Arbeitsamt Kein Mensch verlangt von einem Amtsgebäude Gemütlichkeit. Wer zum Beispiel am Finanzamt Urfahr wegen der Kinderbeihilfe oder der Steuernummer zu tun hatte, weiß, daß es völlig egal ist, ob sich das Amt in einem neuen oder einem alten Gebäude befindet. Einmal so weit ins Getriebe des Staates vorgedrungen, wird es unbehaglich, ganz gleich, ob man auf Holzstühlen warten muß oder auf Plastikschalen oder im Stehen und hinter der Tür am Ende des Ganges dann doch eine freundliche Beamtin sitzt, die einem beim Ausfüllen des Formulars hilft. Nicht umsonst will man hingegangen sein, gewartet und sich angestellt haben, alles andere ist nebensächlich. Das Haus, in dem sich die Regionalstelle des AMS befindet, ist weder schön noch reizvoll, weder von außen noch von innen. Erbaut wurde es, als das AMS seinen Servicecharakter noch nicht so stark hervorstreichen mußte und schlicht Arbeitsamt hieß. Damals kamen zum Arbeitsamt vorwiegend saisonbedingte Arbeitslose von den Baustellen und den Tiroler Schidörfern. Das Haus erfüllte seinen Zweck. Seither haben sich die Zeiten geändert und Versicherte aller Alters- und Berufsgruppen müssen das strenge Service des AMS in Anspruch nehmen und das Haus kracht aus allen Nähten. Es ist eng. Und aufgrund der staatlichen Rauchverbotsverordnung in öffentlichen Gebäuden noch eine Spur ungemütlicher geworden. Bereits beim Eingang staut es sich. Dort steht der Samsomat als Alternative zum Kampf mit den Stellenlistenpapierschlangen. Aber auch der Samsomat spuckt seine freien Stellen nur ungern und umständlich aus. Eine angehende KFZ-Mechanikerin tippt mit dem Finger zuerst auf offene Lehrstellen, dann bei Berufe auf den Buchstaben K, dann bei Region auf Oberöstereich, weiter auf Linz gesamt und der Samsomat teilt ihr mit, daß es keine freie Stelle in dem gesuchten Beruf gibt. Zurück an den Start. Wer sich nach dem Angebot richten möchte, geht auf offene Lehrstellen - Region - Oberösterreich - Linz gesamt und der Samsomat teilt mit, daß am 7. Juni in Linz Stadt, Linz Land und Urfahr Umgebung insgesamt 23 offene Lehrstellen zu vergeben sind. Es wird immer enger. Wer wenig Jobs anzubieten hat, muß auch mit dem Geld (der Versicherten) knausrig umgehen. Meist geht es schneller, mit weniger oder gar keinen Bezügen mehr dazustehen als mit einer Arbeit. Besonders schäbig werden Frauen behandelt, die verschiedenen Novellen haben die Herren und Damen der Regierung und das Parlament zu verantworten. Noch zu Johanna Dohnals Zeiten wurde der Verdienst des Partners mit der Notstandshilfe gegengerechnet und Frauen, die ihr Leben lang gearbeitet hatten, standen plötzlich mit 2000 Schilling im Monat da. Dann wurde die Karenzzeit gekappt und Alleinerzieherinnen benachteiligt. Dann wurden Geschiedene, die vom Ex Unterhalt bezogen, beim Notstand geschossen. Als ein Gericht feststellte, daß dies ungesetzlich sei, wurde klammheimlich die Anrechnung des Unterhalts nachträglich in die Bestimmungen hineinreklamiert. Früher oder später wird das AMS übersiedeln, wohin ist noch eine Frage der Grundstückspreise, aber vorerst liegt es ziemlich genau in der Mitte zwischen Blumau und Unionkreuzung. Es empfiehlt sich der Weg durch die Unterführung. Die wurde in den 30er Jahren von Arbeitslosen im Rahmen eines Beschäftigungsprogrammes erbaut, bevor sie in den Krieg ziehen mußten und erinnert daran, daß es im ausgehenden 20. Jahrhundert andere Ideen für die Zukunft der Arbeit braucht als Beton und Krieg...