STWST-TV ist ein Unternehmen, das Live-TV-Kunstprojekte konzipiert und realisiert. Hier werden Sendemodelle kreiert, die das Fernsehen als künstlerisches Medium nutzen. Stadtwerkstatt-TV existiert seit 1986. In Kooperation mit verschiedenen Rundfunkveranstaltern wurden und werden solche Projekte in unterschiedlicher Art und Weise realisiert.
Das Verständnis des Mediums geht vom eigentlichen Charakter der Materie Fernsehen aus. Der Ursprung der Materie ist unter anderem die Übertragung in Echtzeit. Die TV-Kamera ist die einzige Kamera, die das Bild simultan aufnehmen und senden kann, und gleichzeitig erlaubt die elektronische Bild-, Ton- und Datenverarbeitung ein direktes Gestalten des Mediums. TV ist keine fertige Sache, TV lädt zur direkten Bearbeitung ein. Das Medium soll über seine Funktion als reproduzierendes "Heimkino" mit der vollen Bandbreite seiner Möglichkeiten eingesetzt werden. Entscheidende Schnittstelle zwischen Kino und TV ist die Live-Sendung. Sie bietet dem Zuschauer die Möglichkeit, das Programm zu beeinflussen, in weiterer Folge sogar deren Verlauf zu bestimmen.
STWST-TV bedeutet künstlerische Auseinandersetzung mit dem Medium, eine konkrete ästhetische Stellungnahme. Das Medium bietet zur Gestaltung zwei Dimensionen: Die Bildebene, aufgesplittert in Live-Kamera, vorproduziertes Video-Material, Text-Insert und Grafik-Insert. Die Tonebene mit Musik, Sprache und Sound-Effekten. Alle diese Positionen werden von einzelnen Künstlern betreut; gleichzeitig hat der Zuschauer mittels der Schnittstellen — Telefon, Picturephone, Telefax, Computer-Mailbox, Amateur-TV, CB-Funk, bzw. persönlichen Erscheinen im Studio die Möglichkeit, sich in das Programm einzuschalten, via Fernsehen zu kommunizieren und an der Gestaltung teilzuhaben. Künstler wie Zuschauer können nun über das Medium Fernsehen agieren und aufeinander reagieren.
Stadtwerkstatt-TV gibt Themen vor, provoziert und regt zu einem interaktiven TV-Ereignis an, der Zuseher wird zu Beiträgen in Form von optischen oder akustischen Statements aufgefordert. Was der Seher einbringt, wird sofort aufgegriffen, eingeflochten und mit Bild- und Toneinblendungen in einen Kontext gebracht. Dadurch geht das Medium über die reine Darstellung hinaus und wird zum multiplen Kommunikationsmittel. Dinge, Sachverhalte werden miteinander konfrontiert, Dialoge, Gespräche, Behauptungen anbeigestellt, eine dialektische Simultanität.
VORBILD IST DER SPORT
Der Sport, ein Ereignis, das aus dem Moment heraus geschieht, dessen Verlauf unvorherbestimmbar ist und vor allem jetzt passiert. Die Komposition entsteht im Zuge der Aufführung. Dinge, Sachverhalte werden miteinander konfrontiert, Dialoge, Gespräche, Behauptungen nebeneinander gestellt, wobei — Sporteffekt — die Spannung aufkommt. Das Erlebnis unterliegt einem breiten Spektrum an Gefälligkeit, Fadesse und Nervenkitzel. Der Rhythmus ist durch eine eigene Dynamik bestimmt, wobei sowohl Hänger als auch spannungsgeladene Situationen gleiche Berechtigung finden.
INSTINKT-TV
Kein fertiges, vor(ge)fertig(t)es Werk, sondern ein dialogisch gestalteter Prozeß. Die dabei verwendeten Muster entsprechen der eigenen Sprachformel, die Stadtwerkstatt-TV entwickelt hat. Es geht um Instinkt, spezielle Bearbeitung, nicht glätten sondern aufrauhen und verschärfen, aufdecken.
INSTANT-TV
Der Fernseher ist das Pulver und wir schütten Wasser hinein; oder besser: der Fernseher ist das Wasser und wir vermischen es mit unserem Pulver.
REAKTIONS-AKTIONS-TV
Was der Seher einbringt, wird sofort aufgegriffen und in die einzelnen Ebenen des Studios eingebracht. Aktion, Bild, Ton, Text reagieren, agieren in- und miteinander. TV findet gleichzeitig im Studio und in den Haushalten statt.
KATASTROPHEN-TV
Katastrophenschauplatz Nummer eins ist die Mattscheibe. Wie alles im Leben, läßt sich erst durch menschliche Beurteilung eine Katastrophe feststellen. Mittels TV sollen durch Irritation Wertvorstellungen relativiert werden.
