Filme von Kurt Kren

Ernst Schmid jr.
Kunst & Revolution 1968, 2min
Aktionen: Günter Brus, Otto Mühl, Oswald Wiener, Franz Kaltenbäck, Otmar Bauer, Herbert Stumpfl, Anastas, Dieter Haupt. Dokumentation über die berühmte Aktion ("Uni-Ferkelei"), die zu einem Schwurgerichtsprozeß führte (6 Monate für Brus, 1 Monat für Muehl; 2 Monate Untersuchungshaft für Brus, Mühl, Wiener, der freigesprochen wurde). Ich hatte nur wenige Meter Film und diese bald verfilmt, dennoch gibt der Film einen ungefähren Eindruck der Ereignisse. Da sich um die Veranstaltung bald ein Mythos bildete, habe ich, um diesem entgegenzuwirken, den Film verfremdet (Wiederholungen, Hinzufügung fremden Materials, bsplsw. aus einem Film übner Hundehaltung, und Reste der von mir gefilmten Mühl-Aktion Nr. 45 "Im Freudenauer Wasser". (E.S.jr.)

Kurt Kren
6/64 Mama und Papa
1964, 3min57sek
Hans Scheugl: Wie bist du eigentlich zu Mühl gekommen? Kren: Wir begegneten uns in einem Café, und er hat mich gefragt, ob ich nicht eine Aktion von ihm aufnehmen würde. Ich habe gesagt, es ist okay, wenn ich mit dem Film machen kann, was immer ich will. Nach einigem Hin und Her hat er dann zugestimmt. Die Filme von den Aktionen sind keine Dokumentationen. Und als er dann den ersten Film sah, da war er etwas bleich im Gesicht. Er hatte sich da etwas anderes vorgestellt. Er wollte für sich, und das war auch bei Brus so, eine reine Dokumentation. Und das war auch der Grund, daß er sich später eine Filmkamera zulegte und selber Filme machte. Um den Schnittplatz zu erstellen, numerierte Kren die Einstellungen der Reihe nach durch. Den ersten Kader jeder Einstellung klebte er als Orientierungshilfe auf einen karton und gab ihm eine Nummer. Bei Mama und Papa sind es 82 verschiedene Einstellungen. Jede Einstellung wurde dann in mehrere "Stücke" zerteilt und dem Schnittplan entsprechend aufgeteilt. (Hans Scheugl: Die Filme, Eine kommentierte Filmographie)
Mitwirkende: Kurt Kren: Regie; Otto Mühl: Aktion

7/64 Leda und der Schwan
1964, 2min56sek
Der Film enstand nach dem gleichen Prinzip wie Mama und Papa. Da Material fehlte - durch unvorhergesehene Zuseher irritiert, hörte das weibliche Modell der Aktion vorzeitig auf -, verwendete Kren die Luftballon-Sequenz aus Mama und Papa auch hier. (Hans Scheugl: Die Filme, Eine kommentierte Filmographie).
Mitwirkende: Kurt Kren: Regie; Otto Mühl: Aktion

8/64 Ana - Action Brus
1964, 2min40sek
Brus bemalt zuerst einen anckten weibliche Körper und dehnt dann die Malerei auf den ganzen Raum aus. Kren hatte nur eine Spule eines nicht sehr lichtempfindlichen Umkehrmaterials zur Verfügung. Um Material zu sparen, montierte er den Film schon beim Drehen. Ana ist der erste "freihändig", ohne Schnittplan und in Einzelbildschaltung aufgenommene Film Krens. Um den Zeitraffereffekt zu mildern, wollte Kren, daß Brus sich langsam bewege, aber der vergaß gleich wieder darauf. Durch das Vorbeiflitzen der Bilder und den starken Schwarzweißkontrast wirkt der Film stellenweise wie ein bewegtes abstraktes Bild. Der in harten Schwarzweißkontrasten gehaltene Film verleiht dem Körper eine nahezu graphische Qualität, bis hin zur völligen Abstraktion, die sich am Ende durch das filmische Actionpainting Krens ergibt, wo nur mehr dunkle Flecken, Schatten und geschwauml;rztes Silber über die Leinwand zucken und die Gestalt des Körpers auflösen. (Michael Palm).
Mitwirkende: Kurt Kren: Regie; Günther Brus: Aktion

9/64 O Tannenbaum
1964, 2min56sek
Kren: Ich habe bei Ana gesehen, daß das eine gute Arbeitsweise war, die ganze Aktion in Einzelbildern aufzunehmen. Und so habe ich es auch bei O Tannenbaum gemacht. Mit nur einer Spule Film. Bei den Einzelbildaufnahmen gab es natürlich kein Schnittschema. Das erfolgte rein intuitiv. Alles ist Einzelbild. Da gab es nicht viel zu überlegen, das mußte alles schnell gemacht werden.
Mitwirkende: Kurt Kren: Regie; Otto Mühl: Aktion

10/65 Selbstverstümmelung
1965, 5min19sek
Was dieser Film heraushebt, ist das surrealistische Drama symbolischer Selbstzerstörung, das Kren aus der Aktion Brus' herausholte, indem er die einzelnen Gesten in eine dichte, ikonoklastische Darstellung eine Mannes umwandelte, der in weißes Verbandszeug gehüllt und von Gerätschaften umgeben ist, als kämen sie aus einem Operationssaal: mit all diesen Rasierklingen, Scheren und Skalpellen dringt Brus während einer Art rituellen Selbstoperation in seinen Körper ein. (Stphen Dwoskin). Längere Einstellungen betonen in Selbstverstümmelung den dramatischen Bildinhalt: Brus wälzt sich auf dem Boden, den ganzen Körper mit Teig und Mehl bedeckt, umgeben von Rasierklingen, Nägeln, Mauerhaken etc, ... (Hans Scheugl & Ernst Schmid jr.)
Mitwirkende: Kurt Kren: Regie; Günther Brus: Aktion

10b/65 Silber - Aktion Brus
1965, 2min34sek
Kren wollte den Film zuerst nicht zeigen, da das Bild unterbelichtet ist. Eine Kopie von dem Umkehrmaterial stellte sich dann besser heraus als das Original, und also zeigte Kren den Film doch. Der Filmtitel bezieht sich darauf, daß Brus Silberpapier für die Aktion verwendete. (Hans Scheugl: Die Filme, Eine kommentierte Filmographie) In den Filmen, die Kren während den Aktionen von Günther Brus gedreht hat, wird die Plastizität herausgenommen, der Körper dehnt sich aus dem Material und wird deshalb - im Unterschied zu den Mühl-Filmen - schwieriger vom Umfeld, von den anderen Gegenständen unterscheidbar. (Michael Palm)
Mitwirkende: Kurt Kren: Regie; Günther Brus: Aktion

10c/65 wünscht euch seine Weihnachten
1965, 2min56sek
Eine Art home-movie, das in der Wohnung von Günther Brus aufgenommen wurde. Brus' Weihnachtswunsch steht auf einem selbstgemalten Plakat, das er kurz in die Kamera hält.
Mitwirkende: Kurt Kren: Regie; Kurt Kren, Günther Brus, Otto Mühl, Diana Brus: Darstellerinnen.

12/66 Cosinus Alpha
1966, 9min16sek
In Cosinus Aklpha entsteht an zwei weiblichen, mit Farbe überschütteten Aktmodellen der Eindruck lesbischer Aktivität. Durch den Kurzschnitt der farbigen Aufnahmen wird eine Ästhetisierung vom Bildinhalt her vermieden, was bei einer planen Abfilmung sicher nicht so gewesen wäre. Die Reaktion auf die ästhetischen und erotischen Bilder wird mit jedem Schnitt unterbunden; der Film vermittelt dadurch jene Beruhigung, die in den Aktionen ursprünglich intendiert war. Durch diese rigorose Materialbehandlung verhindert Kren eine rezeptive Konsumentenhaltung, die entsteht, wenn durch die technische Reproduktion das unmittelbare Beteiligtsein der Aktion entfällt... (Scheugl/Schmidt)
Mitwirkende: Kurt kren: Regie; Otto Mühl: Aktion

16/67 20. September
1967, 6min53sek
Ein riskant vulgärer Film. Direkte, fast melodische Verbindungen zwischen Aufnahmen von Speis und Trank (durch Günther Brus) und Ausscheidung derselben - hinunter vielleicht auf den tristen österreichischen Hinterhof. Ein pendant auch zu Krens 5/62: Fenstergucker, Abfall, etc., in dem Blicke hinaus, nach unten mit zerbrochenen Scherben und weggeworfenen Konsumgütern konterkariert wurden. Schmidt jr. meinte: "Der Schock bei Besichtigung dieses Films ist heute ebenso groß wie zur Entstehungszeit des Werks." (Claus Philipp) Eine Demonstration des menschlichen Stoffwechsels in mehreren "Sitzungen", ersonnen bei einem Gespräch zwischen Kren, Brus und Schwarzkogler.
Mitwirkende: Kurt Kren: Regie; Günther Brus: Darsteller & Mitarbeit.

26/71 Balzac und das Auge Gottes
1971, 33sek
Ein Trickfilm ist er tatsächlich: dieser 30sekündige Streifen wird zweimal gezeigt, für den Fall, man habe etwas beim erstenmal übersehen. In grober, handgezeichneter Animation evoziert Zeichenfilm die pornografisch-sadomasochistischen Aktionen Otto Mühls und Günther Brus', die Kren in seiner zweiten Periode dokumentierte. In Zeichenfilm erhängt sich eine männliche Gestalt; sie bekommt eine riesige Erektion und ejakuliert in den Mund einer Frau. Daraufhin erhängt sich auch diese, während der Mann sie zunächst vaginal, dann anal penetriert. Schließlich exkretiert sie an die linke Seite des Bildes, wo das Auge Gottes erscheint, während rechts die Worte "Aber Otto" auftauchen - eine Referenz an Mühl. (Regina Cornwell)
Mitwirkende: Kurt Kren: Regie & Animation.