Hire & Fire
Das Katapult- ein Unikat
Stadtwerkstatt Interview mit Joe und Chris, den Konstrukteuren des Katapults, von der Wiener Special Effects Firma JOE's SFX, während des Baus der Maschine. Willi Neuner, eine der ersten Adressen in Österreich für special effects, der mit der Stadtwerkstatt bei der Flugshow in Wiener Neustadt 1994 für die Explosionen 1 gesorgt hat, legte den Kontakt. Joe und Chris arbeiten auch als Stuntactors und überlegen bereits statt der Sessel selbst zu fliegen.
Wie funktioniert das Katapult?
JOE: Ein Hebelarm, der auf einem Grundgestell gelagert ist, wird mit Druckluft betätigt. Er soll die Wurfmasse auf einem Weg von ca. 6 Metern bis zu einer Geschwindigkeit von max. 40 m/s, das sind ca. 130 km/h, beschleunigen. Wenn der Wurfarm den Winkel von 45 Grad zur Ebene erreicht hat, wird er gebremst, dadurch verlässt die Wurfmasse den Wurfarm. Sie sollte mit der Geschwindigkeit an die 100 Meter fliegen, das ist abhängig vom Luftwiderstand und von Form und Gewicht der Wurfmasse.
Welche Kräfte kommen zum Tragen?
Das Katapult ist so konstruiert, dass der Arbeitszylinder mit einem Durchmesser von 400 mm, bei einem Arbeitsdruck von max. 6 bar, ungefähr 6 bis 7 Tonnen Schub entwickelt, allerdings nur über eine relativ kurze Zeit von 0,3 Sekunden. Dieser Schub muss reichen, den relativ schweren Wurfarm auf die benötigte Abschussgeschwindigkeit zu beschleunigen.
Wo sind kritische Punkte?
CHRIS: Das Einbremsen. Der kritische Punkt an der Konstruktion ist, dass wir den relativ schweren Wurfarm, der eine Masse von ca 200 kg darstellt, in kurzer Zeit beschleunigen und dementsprechend auch wieder abbremsen müssen. Und das auf einem kurzen Weg und in kurzer Zeit. Irgendwo will diese Masse dann hin und das muss auf den Untergrund übertragen werden, sonst würde sich das ganze Gestell überschlagen. Das gilt es zu vermeiden.
Wie ist das mit der Druckluft?
JOE: Wir haben 2 Speicherkessel mit jeweils 500 Liter Inhalt, diese blasen wir im maximalen Fall auf 7,5 bar auf. Damit kommen wir auf einen Arbeitsdruck im Zylinder von 6 bar. Kürzere Wurfweiten werden damit erzielt, dass weniger Druck in den Kesseln gemacht wird und sich dementsprechend der Druck im Arbeitszylinder reduziert. Gesteuert wird das Ganze über Druckregelventile in der Zuleitung zu den Speicherkesseln, d.h., man hat nach dem Kessel eigentlich nur mehr relativ grosse Ventile, die aufmachen und den Arbeitszylinder beaufschlagen, aber die Steuerung erfolgt bereits in der Zuleitung.
Wie werden die Sessel fliegen?
JOE: Entlang einer Wurfparabel, die sich durch den Luftwiderstand, den der Sessel hat, verkürzt. D.h. der zweite Arm der Parabel ist nicht symmetrisch zum ersten, sondern kürzer. Einflüsse wie Seitenwind oder Gegenwind sind im Augenblick noch nicht wirklich abschätzbar. Das ist von der Wurfmasse selbst abhängig und kann erst bei den Tests ausprobiert werden. Ein Sessel mit einer relativ grossen Fläche, d.h. einem grossen Luftwiderstand im Verhältnis zum Gewicht, wird natürlich windempfindlicher sein als die berühmte Kugel mit relativ grossem Gewicht bei kleiner Fläche. Wir werden bei den Tests dann das Flugverhalten der verschiedenen Sesseltypen dokumentieren, mitfilmen und aus dem Material, das sich einerseits aus den Messungen, andererseits aus den Filmaufnahmen ergibt, eine relativ gute und schöne Dokumentation erstellen, die zeigt, was Sache ist.
Was interessiert euch persönlich an diesem Projekt?
CHRIS: Das Ganze ist ein Unikat.
JOE: Ich habe mir gedacht, es ist so eine kranke Idee, dass es schon wieder gut ist, und das war der Grund, warum ich mich überhaupt damit beschäftigt habe. Beim Nachdenken, wie es funktioniert, bin ich draufgekommen, dass es hightechmässig kein besonders aufwendiges Gerät wird, sondern dass es ein monumentales Gerät wird. Ein Gerät, bei dem Kräfte zum Wirken kommen, die nicht mehr von Spielzeugen zu beherrschen sind.
Was interessiert euch an Katapulten allgemein?
Die gibt's ja schon sehr lange, bei den Römern und früher, Pfeil und Bogen ist im Prinzip ein Katapult. Was ist spannend daran, etwas in kürzester Zeit vom Boden wegzuheben und durch die Luft zu schicken?
JOE: Es ist eine Kriegsmaschine, das ist vollkommen klar.
CHRIS: Wir haben in unserem Job mit Spezialeffekten damit zu tun, dass wir irgendwelche Massen bewegen müssen, und da fällt das natürlich auch rein. Deshalb ist es für uns arbeitsmässig interessant.
JOE: Das nämliche Katapult, das wir jetzt bauen, hat dann eigentlich eine Eigendynamik bekommen. Wir sind draufgekommen, was man damit noch machen kann. Abgesehen davon, dass man für dieses Kunstwerk Sessel schiesst, kann man ja mehr oder minder beliebige Wurfmassen damit befördern. Und es hat klarerweise den zweiten Aspekt, dass es in irgend einer Form eine Kriegsmaschine ist. In unserem Job haben wir relativ viel mit Dingen zu tun, die angelehnt sind an militärische Dinge, ob das jetzt Sprengstoff ist oder Zerlegung durch Gase oder was auch immer.
Was heisst SFX?
CHRIS: Das ist eine Abkürzung für Special Effects. Geben tut's das hauptsächlich im Filmbusiness, aber natürlich auch im Theater sowie im Veranstaltungsbereich, z.B. bei zeitgenössischen Events usw.
In einem früheren Gespräch hast Du einmal gemeint, Du würdest das Katapult selbst für einen Kurzflug ausprobieren. Wie ist das zu verstehen?
JOE: Für mich ist das das spielerische Element in der Arbeit. Nach den ersten Tests, wenn man weiss mit welchem Druck man welche Kräfte und welche Geschwindigkeit entwickelt, werde ich mich natürlich einmal draufsetzen und mich ins Wasser werfen lassen.
Wo sind die Grenzen, wo sagst Du nein, da kann ich nicht mehr mit?
JOE: Die Grenze liegt für mich dort, wo ich Angst bekomme. Solange ich bei der Einschätzung des jeweiligen Spezialeffects, bei der Einschätzung des jeweiligen Stunts das Gefühl hab, es wird ohne Verletzungen von Personen abgehen, ist es ok. Ein Sachschaden ist ein eingehbares Risiko, er gehört zum Geschäft. Nicht mehr eingehbar ist ein Personenschaden.
Beispiele aus dem Arbeitsleben?
CHRIS: Beim Dreh zum Film über den Untergang der Lucona wurde der Untergang im Schiff simuliert. Wir hatten im Studio Kabinen bzw. Maschinenräume auf schwenkbaren Untergründen aufgebaut. Die Räume waren aus Holz,so Art Würfel mit 3 x 3 x 3 m. Dann wurde aus grossen Wassertanks, ca. 8m3, das Studio mit einer Flutwelle geflutet. Das Ganze wurde beim Wassereinleiten gekippt. Man muss sich nun vorstellen, dass da plötzlich schlagartig 8 Tonnen Wasser auf die Stuntactors zukommen. Alles war 100 % abgecheckt, alles war klar, überall waren für die Stuntleute Haltegriffe installiert. Der einzige, dem dann wirklich was passiert ist, war ich, weil ich in der Hektik den Haltegriff nicht erwischt habe und mit den ganzen 8m3 Wasser in Sekundenbruchteilen in einem Auffangbecken gelandet bin. Ich hab kurz das Bewusstsein verloren und wäre fast in dem Auffangbecken ertrunken.
Wie ist das, wenn 8 Tonnen Wasser daherkommen?
CHRIS: Man fühlt sich wie irgendein kleiner Teil, der ins Abflusssieberl gespült wird.
JOE: Zum Wasser hab ich auch eine passende Story. Der Arbeitstitel des Filmes war Zwei Leben nach dem Tod und ich habe eine Schauspielerin gedoubelt, die Eva Herzig, die im Film mit ihrem Auto in die Donau fährt. Der ganze Stunt ist relativ gut abgelaufen, wir haben eine Rampe ans Donauufer gebaut, ich bin dann mit 70 km/h drüber, eingetaucht ins Wasser und dann ist das Auto ewig geschwommen. Beim Kommando für die Feuerwehr, die mit dem Boot kommen sollte, um mich aus dem Auto zu holen, hat es eine Verzögerung gegeben. Ich hab zwar im Auto eine Pressluftflasche mit einer Tauchermaske gehabt, die war aber fix installiert hinter den Rücksitzen. Das Auto ist blitzartig abgesoffen auf den Grund der Donau. Das war jetzt noch nicht das grosse Problem, weil eben die Pressluftflasche da war. Das Problem war meine persönliche Panik, weil ich mir den Zug von der Pressluftflasche aufs Gesicht setz und keine Tauchermaske aufhab. Beim ersten Atemzug hab ich automatisch durch die Nase Wasser mitgesaugt, deswegen hab ich geglaubt, die Flasche wäre nicht aufgedreht oder das Gerät funktioniert nicht. Jetzt ist man aber in dem Auto und sinkt mit der Geschwindigkeit eines schnellen Aufzugs auf den Grund der Donau. Man kämpft mit der persönlichen Panik, man kriegt keine Luft. Dann ist mir eh klar geworden, die Nase zuhalten und weiteratmen. Am Grund der Donau ist es stockfinster und man hört das Geschiebe des Gerölls, was anderes gibts da nicht. Ich hab mit den Feuerwehrleuten ausgemacht, sollte ich untergehen, bleibe ich im Auto drinnen, weil die eben unten auch nichts sehen. Schlussendlich waren es dann 5 oder 6 Minuten am Grund der Donau in Warteposition, angeschnallt im Auto. Und dann wartest du da unten bis der Feuerwehrtaucher kommt und dich antupft, weil sehn tut man ihn nicht. Tatsache ist, ich hab noch nie so gern den Kopf aus dem Wasser rausgesteckt wie an diesem Tag.
Gibt es spürbare Rückgänge aufgrund der Kürzung des Filmbudgets?
JOE: Ich glaub, dass es bis jetzt noch nicht unbedingt durchschlägt, weil die Filme, die jetzt produziert werden, bereits beschlossen und finanziert wurden, bevor die Kürzungen zum Tragen kommen.
Chris: Das wird sich auswirken, klarerweise!
JOE: Die Auswirkungen werden kommen, im nächsten Jahr, und man hört auch jetzt schon im Geschäft rundherum, dass Projekte, von denen man geglaubt hat, dass sie realisiert werden, nicht mehr realisiert werden. Ich seh die Kürzung der Förderungen nicht nur auf meinen eigenen Bereich bezogen. Für mich ist Film eine Kunstform und Kunst ist für den Staat etwas essentiell Wichtiges. Deshalb hat ein Staat die Aufgabe Kunst zu fördern. Und nicht aus rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu glauben, ich spar mir jetzt soundsoviele Millionen bei der Förderung von Kunst, und nicht die Tragödie dahinter zu sehen, was nämlich passiert in einem Staat, der von Haus aus sagt, Kunst ist nicht so wichtig.
Es gibt eine berühmte Aussage vom Herrn Bundeskanzler, nicht allzulange her, der sinngemäss sagte, er sieht es als seine Aufgabe, den Leuten Arbeit zu geben. Und das in einem Land, das praktisch Vollbeschäftigung hat. Das kann nicht der Sinn und Zweck einer Politik sein. Man kann nicht, ich weiss nicht, in einem hierarchischen Denken sagen, ich, der Bundeskanzler, gebe meinen Leuten Arbeit, und damit muss eine Ruhe sein, und alles andere vergessen, was das Leben wohl auch ausmacht.
Film schafft doch auch Arbeit.
JOE: Film bringt unser Land in die Welt, das darf man auch nicht vergessen. Ich finde die Forderung lächerlich, die von neoliberalen, selbsternannten Kulturmanagern gerne kommt, dass Kultur prinzipiell sich selbst finanzieren muss. Man kann natürlich den Film splitten, so wie man jede andere Kulturgattung splitten kann, in einen Bereich, der sich selbst finanzieren kann und einen, der das nicht kann. Es muss aber auch, um die Komplexität des Themas zu bewahren, Leute geben, die experimentieren und Filme machen, von denen man nicht von vornherein sagen kann, dass sie von 200.000 Leuten gesehen werden. Angesichts der Wichtigkeit von Kunst als solche, gehört sie einfach gefördert.
Gallbrunn, 25. 5 2001
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1 z.B. brennende Landebahn: http://www.stwst.at/kunst/flugshow/schall.htm
Friedrich Engels, Katapult Geschrieben um den 18. Februar 1858. Aus dem Englisch en. [The New American Cyclopædia, Band IV] Katapult (gr. kata = gegen und pallw = schleudern) - eine altertümliche Kriegsmaschine zum Schleudern von Steinen, Wurfspießen und anderen Geschossen, in Syrakus zur Zeit der Herrschaft von Dionysios dem Älteren erfunden. Es funktionierte nach dem Prinzip des Bogens und bestand aus einem Holzgerüst, von dem ein Teil elastisch und mit straffen Haar- oder Sehnensträngen versehen war. Die Katapulte hatten verschiedene Ausmaße und waren entweder für den Einsatz im Felde oder für Bombardierungen bestimmt. Mit dem größten konnte man sechs Fuß lange und 60 Pfund schwere Balken bis zu einer Entfernung von 400 Schritt werfen, und Josephus gibt Beispiele, wo sie große Steine über eine Entfernung von einer viertel Meile schleuderten. Die Römer verwendeten 300 davon bei der Belagerung Jerusalems. Seit der Zeit Julius Cäsars wird das Katapult von lateinischen Autoren nicht von der ballista unterschieden, die ursprünglich nur dazu verwendet worden war, Steinmassen zu schleudern.abgeleitet vom Pergamon Relief, Balustrade des Athena-Bezirks 2. Jh. v. Chr. (Berlin, Pergamonmuseum) |
Der Flugblattkrieg
In den 60er Jahren tobte an der innerdeutschen Grenze über mehrere Jahre hinweg ein regelrechter „Flugblattkrieg“ zwischen den beiden deutschen Staaten. Mehrmals fanden Bürger aus dem Coburger Landkreis solche Flugblätter und gaben sie bei der Polizei und beim Bundesgrenzschutz ab. Über die Grenze wurden sie mit recht erfinderischen Mitteln gebracht. Auf DDR-Seite baute man sogar kleine Katapulte, um die Flugblätter in kleinen Papierkugeln über den Zaun zu schleudern. Der Inhalt beziehungsweise die Zielgruppe der jeweiligen Seite waren jedoch verschieden. Die DDR warf hauptsächlich solche Flugblätter ab, in denen die BRD-Regierung und ihre Organe beschimpft und denunziert wurden. Die Zielgruppe der Flugblätter aus der Bundesrepublik waren in der Regel die Soldaten der DDR-Grenztruppe. Ziel war es hier, die Kritik gegen das Regime zu stärken und zu Fluchtversuchen anzuregen. |
BLOSS KEINE WELLE PROVOZIEREN ...... IM GEGENTEIL!!! Politik ist immer ein Feind der Kunst. Kunst muss und darf ein demokratisches System immer kritisieren. Wir sind nicht dazu da, die Politik zu bestätigen. Die rechte Hand ist dazu da, Subventionen für Kultur zu erhalten, die linke ist dazu da, um zuzuschlagen. Jede Kunst, die mit der Politik zusammenläuft, hat ihr Ziel verfehlt (siehe vor 1945). Kunst ist der Begriff, der befreit bleiben muss von Einflüssen jeglicher Bevormundung. Kunst wird nie ein System verändern können, aber sie ist dazu da, alles, was uns in der Freiheit zu denken behindert, zu bekämpfen. Absolute Freiheit in der Kunst gibt es leider nicht, auch die relative Freiheit, die politische Kunst gewährt, ist unzulänglich und immer bedroht. Warum ist das so? Weil die meisten von uns nicht wissen wollen, was Freiheit in der Kunst ist. Ein freiheitliches Theater kann nur dort sein, wo ein jeder freiwillig auf privates und kollektives Gruppendenken verzichtet. Wer aber am Theater tut das schon? Alle wollen frei denken, aber sie tun nichts für das Denken. Freiheit ist meistens nur die eigene Freiheit, aber man muss die Freiheit aller wollen. Theater hat die Verpflichtung, politische Themen, die nicht in den 45 Fernsehkanälen zur Schau gestellt werden, auf die Bühne zu bringen, das Publikum ernsthaft zu fordern, Diskussionen auszulösen, unbequem zu sein. Es darf kein Theater zum Wohlgefallen der Kritiker werden. Der Auftrag an das Theater ist, einen bestimmten, konkreten Inhalt zu vertreten - ja - politisch zu denken, auf der Bühne zu denken, auf der Bühne zu handeln, die Phantasie aller einzuschalten, dem Wahnsinn freien Lauf zu geben, dafür zu kämpfen, dass die Werte und die Freiheit dieser Welt gerecht aufgeteilt werden. Johann Kressnik, Volksbühne Berlin |