Als Künstler mit dem Medium TV nicht nur Kunst im Fernsehen zu präsentieren, sondern mit dem Medium selbst live und experimentell zu arbeiten war vorrangiges Ziel.

Die Rahmenbedingungen dazu waren jedoch in Österreich nicht vorhanden. Langjährige kulturpolitische Arbeit war erforderlich. Ars Electronica machte es trotz anfänglichen Zögerns letztendlich möglich, daß nun bereits über die Jahre hinweg innerhalb des Festivals mit dem Medium Fernsehen künstlerisch & experimentell gearbeitet werden kann.

1987 erfolgte der erste Versuch der Stadtwerkstatt, den Zugang zum Medium Fernsehen für ihr künstlerisches Anliegen zu öffnen.

m Rahmen der Ars Electronica, sollte das Pilotprojekt mit dem Titel "Starterkabel - Brucknerkanal" eine Woche lang im lokalen Kabelnetz Linz-Wels-Steyr täglich in der sendefreien Zeit von FS 2 live auf Sendung gehen.

Trotz hochrangiger Interventionen sowie positiver Absichtserklärungen seitens der Postdirektion scheiterte das Vorhaben aufgrund verfassungsrechtlicher Bestimmungen. Lediglich dem ORF war das Veranstalten von Rundfunk gestattet.

Was damals dennoch realisiert wurde, war ein Konzert für Baumaschinen der Tiefgaragenbaustelle am Hauptplatz, welches von 4 Kameras aufgezeichnet, live gemischt und auf eine Großbildleinwand übertragen wurde.

Im Zuge der Erhebungen über die medienrechtliche Situation in Österreich konnte ein legaler Weg, Fernsehen selbst zu machen, gefunden werden.

Bei den österreichischen Filmtagen in Wels, dem damals größten Filmfestival in Österreich machte Stadtwerkstatt im Hotel Greif auf der hausinternen TV-Anlage rund um die Uhr Programm. Die Kamera wurde nie abgeschaltet. Dies war vor allem deshalb möglich, weil den Hotels aufgrund des geschlossenen Zuseherkreises rechtlich gestattet ist, Rundfunk zu veranstalten.

Das Hotel erwies sich als taugliches Modell für ein Fernsehen, in dem Macher und Zuseher interaktiv zusammenwirken konnten. Es gab die Privatsphäre der Hotelzimmer und öffentliche Plätze im Haus. Gäste beteiligten sich entweder über die Zimmertelefone oder besuchten das Studio und lieferten Beiträge.

1989 wurde erneut ein Vorstoß gestartet. Der Veranstalter von Ars Electronica drohte, falls nicht anders möglich, während des Festivals Künstler illegal senden zu lassen. Unter Nachdruck der öffentlichen Meinung gelang es in Verhandlungen mit dem ORF, auf 3sat live in Sendung zu gehen. Nicht im österreichischen Programm und erst nach Mitternacht.

Das Thema war damals"Interaktive Kunst". Spielautomaten sind die interaktiven Kunstmaschinen schlechthin. STWST-TV installierte im Foyer des Brucknerhauses eine Spielhalle, wo das Publikum auf den Automaten in Echtzeit die Sendung "produzierte".

1990: Unter den nach wie vor unveränderten Bedingungen, kein eigenes Fernsehprogramm in Österreich machen zu können, sah sich Stadtwerkstatt-TV gezwungen, nach Amerika zu gehen, wo eine Einladung des Art-Centers Hallwalls dazu verhalf, im lokalen Kabelnetz in Buffalo/New York auf dem TCI Public Access Channel 32 ohne weiteres live an 6 Abenden zu senden.

Vom Dach des Universitätsgebäudes, in dem Stadtwerkstatt-TV ein eigenes Studio mit zusammengestoppeltem und angemietetem technischen Equipment aufbaute, wurde das TV-Signal mittels Infrarot zu dem auf Sichtkontakt befindlichen Sender vom Kabelbetreiber TCI übertragen.

1991 inszeniert die Stadtwerkstatt mit "Niemand ist sich seiner sicher" ein dreiteiliges Fernseh-Livespektakel zum Thema "Out of Control" der Ars Electronica. Ort des Geschehens, ein Freizeitgebiet unter einer Brücke der Linzer Stadtautobahn. Die Abhandlung entwickelt sich live vor Aug und Ohr des Fernsehzusehers.

1992 lautete das Thema der Ars Electronica "Die Welt von Innen - Endo und Nano". Stadtwerkstatt-TV begab sich in den Teilchendschungel der Wahrscheinlichkeit. Im Studio waren eine Vielzahl von Handlungen samt Unmengen an Fernsehequipment, alles auf wenige Quadratmeter konzentriert.

Seither arbeitet Stadtwerkstatt TV an der Entwicklung des Telepräsenzsystems P.R.D und an der Aufarbeitung des vorhanden Materials über Fernsehen in Künstlerhand: Stadtwerkstatt TV 87 -94