| Einerseits: Das Denken in Möglichkeiten steht zur Debatte. Ein Leben zwischen Wirklichkeit und Wahrscheinlichkeit. Die Wissenschaft setzt im Konjunktiv an, denkt in Möglichkeiten - so auch der normalsterbliche Mensch. Seien es innovative Raumkrümmungen oder ein Sechser im Lotto. Science und Fiction. Stadtwerkstatt-TV arbeitet im Moment daran, den Konjunktiv in Leben und Forschung fürs Fernsehen aufzubereiten und dort darzustellen. Das Wissen bleibt in kleinen Bereichen. Das Publikum hat die Nase an der Scheibe. |
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Struktur der Sendung bildet eine Reihe von Miniaturen, montierten visuellen Kürzeln, die als gemachte Bilder und Töne aus den zu entdeckenden Überraschungen im Detail schöpfen: Was macht eine Orange in einem Glas Wasser? Wie entkommt die Maus dem Hammer? Was macht eine Minute lang? Ist die Kamera Bestandteil dessen, was sie betrachtet? etc. etc. Andererseits: Den Wasserkessel gibt es jetzt im Sonderangebot. Aber dieser ist nicht echt. Es fehlt die dicke Bodenplatte und die Legierung ist auch nicht mehr so wie früher. Der Kenner schätzt das Detail. Und die Wehmut, die sich einstellt beim Gedanken an ein verlorenes industrielles Zeitalter. |
| Stofflichkeit als Ausdruck einer Harmonie im Denken. Dazu strebt der einzelne ebenso wie die Masse. Was dem Intellektuellen am Wasserkessel liegt, das bedeutet für die Allgemeinheit das Kuscheltier im Schlafzimmer, die Jacke aus Plüsch in Himmelblau oder Rosa. Es besteht die Notwendigkeit zur Kennzeichnung: Sex im Fernsehen oder im Kino ohne Goldkettchen, ohne Rolex, ohne Satinunterwäsche ist undenkbar. Ein gehobenes Gespräch, ein gutes Buch, eine anregende Platte ohne Zitat eine schlichte Gemeinheit. Leben und Kultur befinden sich zur Zeit in einem Zustand sublimster Veredelung. Alleine das Phänomen im Fernsehen darzustellen wäre so langweilig wie ein Pausenfüller im Salzburger Alpenzoo. Interessant sind die Schnittstellen zwischen den Systemen, wo eine Mikrowelt an die andere stößt, Relationen sichtbar werden: Das einzelne und das Allgemeine in Wechselwirkung, oder das einzelne und das Nichts. Der kollektive Solipsismus. |