NIEMAND

IST

SICH

SEINER

SICHER


Konzept:

Reinhard Jud

Thomas Lehner

Wolfgang Lehner

Georg Ritter

Ein Auftragswerk von ORF, 3sat und LIVA
für die Ars Electronica 1991 zum Thema "Out of Control".
Live TV Kunst via Satellit direkt in den Haushalt und retour.

Live ausgestrahlt an drei aufeinanderfolgenden Tagen:

11.9.1991: 21h50 - 22h00 via 3sat;
12.9.1991: 23h45 - 1h45 via 3sat;
13.9.1991: 23h00 - 23h45 via 3sat
und via Kunststücke in FS2.

Insgesamte Sendedauer: 175 Minuten.

Nachdem die oberösterreichische Militärkommandantur das Gelände der Ortskampfanlage am Truppenübungsplatz Obertreffling für das geplante Fernsehprojekt nicht zur Verfügung stellen konnte, wurde mit der Vöestbrücke (Autobahn A7) und dem darunter befindlichen 10.000m2 großen Areal eine brauchbare Aktionsfläche für das nunmehr modifizierte und um einige inhaltliche Aspekte erweiterte Projekt gefunden. Oben quert die Autobahn das Gebiet, darunter befindet sich eine Freizeitsportanlage für Stockschützen, daneben das Überschwemmungsgebiet, in dem sich Radfahrer, Hundebesitzer, Spaziergänger und Jogger tummeln. Ein öffentlicher Raum, der vieles in sich birgt und mehrere markante Ebenen beinhaltet. Ein Knotenpunkt zwischen Arbeit und Freizeit, Sport und Verkehr. Diese stellen in ihrer physischen Gegebenheit unsere dramaturgischen Anhaltspunkte dar.

Es folgt ein irrwitziger Behördenlauf, um die erforderlichen Genehmigungen zu erhalten. Allein die Zuständigkeiten bei der Autobahnbrücke mit ihren städtischen Versorgungssträngen reichen von der Bundesstraßenverwaltung, Landesbaudirektion Abt. Autobahnen, Landesregierung/Gebäudehilfsdienst, Abtl. Brückenbau, Autobahnmeisterei, Maschinenamt und Gartenbauamt der Stadt Linz, private Pächter, die Teile der Grünflächen landwirtschaftlich nutzen, bis zum Liegenschaftsamt der Stadt Linz und führen schlußendlich zur Hinterlegung einer Kaution in Millionenhöhe durch den Auftragsgeber.

Das infrastrukturell unerschlossene Hochwasserschutzgebiet und die Autobahnbrücke stellen höchste Anforderungen an Planung und Organisation sowie Technik und Knowhow. Um auf Sendung zu gehen, gilt es zuerst die Produktionsumgebung im Gelände zu schaffen.

Eine Stromzuleitung muß gelegt werden, Verteileranlagen zur Versorgung der Lichtinstallationen und Studiotechnik mit getrennten Kreisen von zwei etwa 500 Meter entfernten Transformatoren aus, und das alles wasser- und wetterfest. Errichtung einer Container-Anlage für das TV-Studio, Stauraum und Telefonshelter. Konstruktion und Ausstattung der Bühnenbauten im Gelände, wie Blue Boxes, Haus der Fernsehfamilie mit Vorgarten, Schneekanonen, Kokskörbe, Autosturzbühne, Ehrentribüne, Pontonanlegestellen für den als Festivalsservice geplanten Schiffsverkehr an beiden Donauufern.

Planung und Umsetzung des Lichtsystems, um 10.000 m2 bespielbare Fläche fernsehgerecht auszuleuchten. Errichtung der Lichttürme und -gerüste. Aufbau und Einrichtung von Mannschaftszelten für die rund um die Uhr im Einsatz befindlichen Mitarbeiter, Verpflegung und Unterbringung von bis zu 120 Arbeitskräften. Installierung eines Feldbüros samt Infrastruktur zur organisatorischen und finanztechnischen Unterstützung des Projekts in den letzten 2 verbleibenden Wochen vor Beginn der ersten Sendung. Präparierung und Ausführung der Spezialeffekte wie z.B. Baumsprengung mit Panzerrohr, Hundesprengung, Weltuntergangsszenario zum Finale, Autoabsturz frontal aus 6 m Höhe ...

Wie schon erwähnt, wurde bei der Erarbeitung des TV-Projekts zum Thema "Out of Control" im Spätherbst 1990 die Zusammenarbeit mit dem Militär erwogen. Dieses Unternehmen betreibt wie jedes andere Imagekampagnen und kann deshalb auch als Sponsor durch Sachleistungen im Rahmen eines derartigen Vorhabens ein interessanter Partner sein. Die Schiene zum Militär ist durch die Vorarbeit am Projekt "Studio Obertreffling" gelegt, und in Folge unterstützt uns das Bundesheer beim Projekt "Niemand ist sich seiner sicher". Die Workload, die sich durch die notwendige Darstellung von Spezialeffekten und der Anforderung von Sonderanfertigungen im Bühnenbau ergibt, wird im Rahmen der Pionierausbildung im Auftrag durch die heerespolitische Abteilung des Verteidigungsministeriums unter dem Kommando der vierten Panzergrenadierbrigade ausgeführt.

Zitat Brigadier Trautenberg: "Dieses Projekt ist endlich eine Chance, bei dem kritischen Kunst- und Kulturpublikum einmal ordentlich punkten zu können."


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